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Der Herr der Besen - Eine alte Geschichte, noch aus Konsi-zeiten

in Abenteuer 15.01.2015 15:49
von Glendall • 112 Beiträge

Von Arleta

Der Herr der Besen
An einem kühlen Märzabend geschah im Büro des Handelskontor Azeroth ein Ereignis, das (möglicherweise)
schreckliche Folgen haben wird. Ob diese schrecklichen Folgen in Gestalt eines sehr erbosten Handelskontor-
Chefs oder in Gestalt eines wütenden, da um den Schlaf gebrachten, Oberdämonen aus einer Paralleldimension
über uns alle hereinbrechen werden ist zum Zeitpunkt der Bereichterstattung noch nicht bekannt.
Also fangen wir ganz am Anfang an, es ist Anfang März, und gegen die abendlich hereinbrechende Kühle brennt
ein Feuer im Kamin im Büro des Kontors und verbreitet eine anheimelnde Wärme. Beim Schein einiger Kerzen
sitzt Brandagur am Schreibtisch über ein paar Papieren gebeugt, Kalarena sitzt still in einer Ecke, streichelt den
Hund und ruht sich von einer Reise aus, während ich versuchte etwas Ordnung in die Regale zu bringen (nein,
verdreckte Pappbecher aus der Goblin-Fabrik Krumme Bananen AG sind KEINE wertvollen archäologischen
Artefakte die einen Platz in unserer Vitrine brauchen, um der Nachwelt erhalten zu werden).
Gonzius Gigaquell, der Gnom, von dem keiner weiss woher er kam, was er hier will und wann er gedenkt wieder
aufzubrechen, kam aus dem Nebenzimmer und schaute sich neugierig um. Als ich ihn erblickte, fiel mir wieder
ein, dass er eigentlich Putzdienst hatte, aber dem Zustand der Räumlichkeiten nach zu urteilen war er diesem
Dienst nicht nachgekommen. Ich wies ihn also auf seine Pflicht hin, und zu meiner Erleichterung verschwand
er tatsächlich wieder im Nebenraum und die Geräusche die ab jetzt daraus drangen klangen nach rechtschaffener
Putzaktivität und ich war zufrieden.
Etwa eine Viertelstunde später öffnete sich die Tür zum Nebenzimmer erneut, und heraus kam der Gnom, mit
einem zufriedenen Grinsen von einem abstehenden Ohr zum anderen, und ich ahnte gleich, dass etwas Schreckliches
geschehen war. Wenn der Gnom zufrieden ist, bedeutet das für uns alle meistens Ärger und schlaflose
Nächte.
Jedenfalls berichtete er stolz von seinem „Besen-Verfielfältigungs-Zauber“ und dass man ihn schon bald als
Mann der Wissenschaft, genialen Geist und Retter der Menschheit feiern werde. Kalarena und ich fragten ihn
dazu aus, und vor Stolz und Selbstgefälligkeit beinahe platzend erzählte uns Gonzius, er habe feuerfeste, magierestistente
Besen erschaffen, die selbsttätig putzen würden, und das sogar ohne Aufsicht. Dabei sah er beiläufig
auf seine Taschenuhr und verkündete stolz, dass just in dieser Sekunde aus einem Besen bereits 16 entstanden
wären, und in jeder weiterer Minute würde sich die Zahl der feuerfesten, magierestistenten, selbsttätig putzenden
Besen weiter vermehren. Alarmiert sprang ich auf, als der Gnom uns in Kenntnis setzte, das er diesen Zauber
exklusiv für das Handelskontor erfunden hätte, und wir die Ehre hätten sein erstes geglücktes Werk im Nebenraum
beim Putzen beobachten zu können.
Aus der „Besenkammer“ drang inzwischen lautes Geklirr, und mir wurde Angst und Bange. Vorsichtig näherte
ich mich der Tür, öffnete sie einen winzigen Spalt weit und lugte hinein. Ich zählte 18 etwa zwergengroße Besen
(in den wenigen Sekunden, die Gonzius brauchte um uns zu berichten mussten zu den 16 Besen zwei weitere
hinzu gekommen sein), die wild umher-besten, gewaltige Mengen Staub aufwirbelten und allenthalben wertvolle,
teils zerbrechliche Waren aus den Regalen fegten.
Ich schloss die Tür vorsichtig wieder, ging zum Tisch wo ich meinen Bierkrug abgestellt hatte, nahm einen tiefen
Zug, und dann brach ich in Panik aus. Wir alle schrien wild durcheinander, um das Getöse aus der Besenkammer
zu übertönen, das stetig zunahm. Brandagur machte den Vorschlag, den Gnom gleich an Ort und Stelle zu enthaupten,
aber das hätte das Chaos nur vergrößert. Kalarena huschte Richtung Ausgangstür, die Hand schon an
der Klinke, und ich war vollauf damit beschäftigt, meine wichtigsten Besitztümer zusammenzusammeln (Katze
und Mantel), um die Evakuierung dieses Büros einzuleiten.
Brandagur jedoch war praktischer veranlagt, er packte den Gnom am Kragen, beförderte ihn schwungvoll in
die Besenkammer und schlug die Tür hinter ihm zu. Der Gnom protestierte, gefangen in dem Raum voller feuerfester,
magieresistenter, selbsttätig putzender Besen. Er setzte uns daüber in Kenntnis, dass er die Besen mit
einem Feuerball vernichten werde, und Kalarena und Brandagur warfen sich bei dieser Ankündigung schonmal
vorsichthalber auf den Boden, aber zu unser aller Glück waren diese Besen ja feuerfest. Und das fiel auch dem
Gnom ein, dem Licht sei Dank BEVOR er seinen Feuerball auf sie (und damit die gesamte Einrichtung des
Nebenzimmers inklusive wertvoller Waren) abfeuerte.
Die Sache mit magischer Gewalt zu lösen kam also nicht in Frage. Der rettende Gedanke war ein Portal, in das
die Besen gestoßen werden sollten. Der Gnom murmelte im Nebenraum hinter der verschlossenen Tür Zauberformeln,
und wir beteten zu allem was uns heilig ist, er möge Erfolg haben.
Das laute Getöse aus dem Nebenzimmer verstummte schließlich, und der Gnom klopfte an die Tür, wir sollen
ihn gefälligst herauslassen, das Problem sei auf Gonzius'sche Art gelöst.
Tatsächlich sahen wir, dass die vermaledeiten Besen größtenteils bewegungslos am Boden herumlagen, es waren
17 an der Zahl. Der „Oberbesen“, und damit die Wurzel allen Übels, sei hinfortgezaubert, an einen Ort namens
Orgrimmar, aber möglicherweise auch in eine Paralleldimension ins Schlafgemach eines mächtigen Oberdämonen;
da war sich Gonzius nicht so ganz sicher.
Unverzüglich machten wir uns daran, das entstandene Chaos zu beseitigen. Kalarena sammelte die übrigen
Besen ein, um sie zu entsorgen, ich versuchte die heil gebliebenen Waren zu sortieren, Brandagur musste plötzlich
weg, und Gonzius, der Herr der Besen, winkte uns allen freundlich zu, er habe noch etwas wichtiges vor
und keinerlei Zeit zum Putzen, wünsche uns aber viel Spass und eine angenehme Nachtruhe. Wir waren mehr
als froh ihn vorerst los zu sein.
Zu unserem Unglück kam gerade der Chef die Gasse herauf. Ich verschloss hektisch die Tür zur Besenkammer,
Kalarena packte die Besen um sie fortzubringen, und nun war es an mir, den Chef vom Betreten des Nebenzimmers
abzuhalten. Leider schickte er mich fort, da er in Ruhe arbeiten wolle, und alles was mir nun bleibt ist die
Hoffnung, im Morgengrauen hereinzuschleichen und alles aufzuräumen.
Kalarena schmuggelte derweil die Besen in einen Tiefenbahn-Container mit Ziel Neutüftlerstadt, und ich bete
inbrünstig, sie mögen dort ankommen und Gonzius Volk mit ausgleichender Gerechtigkeit strafen.

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